Ausflüge mit Garf und Romelda Brown September 2007 |
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Vorgeschichte |
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Wie in unserem Freundeskreis allgemein bekannt
ist, gehen wir in unseren Sommerferien an der South Shore von Mainland Nova
Scotia – der Provinzhälfte, die nicht Insel ist, sondern mit einem kleinen
Landsteg an New Brunswick klebt – im Atlantik schwimmen. Wir haben präzise
Kriterien im Kopf, unter welchen Umständen Schwimmen "möglich" ist.
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Den genauen Wetter-Wind-Wasser-Entscheidungsalgorithmus
übersichtlich aufzuschreiben, hat sich allerdings als unausführbar erwiesen.
Jedenfalls ist ein wichtiges Hilfsmittel im Entscheidungsprozess unser
hellblaues Badethermometer, auf dem man die Temperatur in Grad Fahrenheit und
Grad Celsius ablesen kann. Die Füsse sind der erste und schnellste
Temperaturfühler, doch trauen wir ihren Rückmeldungen immer noch weniger als
dem, was das Thermometer queck-silbrig auf weiss anzeigt.
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Die Baderoutine läuft wie folgt ab: 12 Kilometer
gemächlich-langsame Fahrt auf der kurvigen Küstenstrasse, dem wunderschönen
Lighthouse Route, an den Strand von Beach Meadows; Auto abstellen;
Surfsocken, Sonnenbrille, Handtücher und Thermometer über die Sanddüne
tragen; mit dem Thermometer zum Wasser rennen; Füsse und Thermometer ins
Wasser stecken; Entscheidung fällen.
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Die
Wassertemperatur ändert schnell, und manchmal ist es nur für wenige Stunden
"warm", also wenigstens 12 Grad Celsius. Manchmal stehen oder
schwimmen Einheimische in ihren Kleidern im Meer.
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Im September 2004 werden wir nach der
Wassertemperatur gefragt. Der Mann versteht sogar Angaben in "neuer
Messung" (Celsius hat Fahrenheit 1970 offiziell ersetzt), während sonst
ältere Leute nur "alte Temperatur" verständlich finden. Seiner
Begleiterin und ihm begegnen wir noch einige Male und wechseln jeweils einige
Worte – übers Wetter und so. Die Düne, die den Strand säumt, schaut völlig
anders aus als 2002. Wir erfahren, dass durch den schlimmen Hurrikan im
September 2003 – in jenem verregneten (!!!) Jahr, in dem wir nicht in Nova
Scotia waren – die Düne elf Meter Tiefe verlor.
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September
2005 werden wir angesprochen: You are the folks from Switzerland, aren't you,
I recognized you because of the thermometer. Unsere Bekannten vom
Vorjahr kommen an den Strand, wenn sie unser Auto sehen, soviel ist klar, und
dass sie von einem Cottage "da hinten", von irgendwo in Strandnähe
mit Sicht auf den Parkplatz, herkommen, hatten sie andeutungsweise gesagt.
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September 2006: Wir sind am Strand, und bald darauf
sind sie auch am Strand.
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Sein Bruder, der den Parkplatz gut einsieht, habe
gemeldet: The Swiss are back again.
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Wir messen die Wassertemperatur, gehen gemeinsam
schwimmen, machen Strandspaziergänge. Viele Gemeinsamkeiten treten zutage
über Politik, Essen, Zufriedenheit, Freundschaft, Umwelt, Klima und
beispielsweise in der konkreten Frage: Wer ausser uns vier hier am Strand von
Beach Meadows kauft all die wunderbaren frischen Früchte, Salate, Gemüse im
Supermarkt, wo wir bei anderen Leuten doch nur Junk Food in gigantisch
dimensionierten Verpackungen orten können? Wir werden zum einem Drink
eingeladen. Scotch or rum? Garfield und Romelda Brown: Zum Namen kommen
Ansätze einer Biografie: Romelda ist aus New Brunswick, wo sie auch leben,
Garf ist aus Nova Scotia, von der South Shore, und das Cottage ist das alte
Badehaus der Familie. Jeden September sind sie da, weil dann, in der
hurricane season, der Atlantik am wärmsten ist.
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September 2007: Dieses Mal suchen wir sie direkt
im Cottage auf, Schwimmen endet jeweils mit einem Drink im Cottage.
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Das ist allerdings nicht oft der Fall, denn 2007
geht, ganz im Gegensatz zu 2006, in die Annalen nicht als Badejahr ein.
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Garf denkt darüber nach, welche Schätze er uns
zeigen wird, dieses Jahr und – so es uns beschieden ist, wie er es formuliert
– wenn wir wieder zusammen kommen. Trotz seiner langen Jahre in New Brunswick
ist er seiner South Shore-Heimat eng verbunden. Er kennt alle und alles;
seine Geschichten und Geschichtskenntnisse reichen Jahrhunderte zurück –
genau bis 1620, als sein Vorfahr Peter Brown(e) mit der Mayflower in der
Neuen Welt ankam. Garf führt uns zu Buchten und Stränden, die wir noch nie
betreten haben. Meistens waren wir mindestens einmal in der Nähe, in anderen
Fällen sind wird bisher einfach auf der Strasse daran vorbeigefahren.
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1. Ausflug am 4. September 2007
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Beach Meadows Beach |
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Garfs Bruder Robert wohnt mit seiner
Lebensgefährtin vielleicht 100 Meter vom Beach Meadows Beach entfernt, gleich
neben dem Cottage. Seit dem Tsunami Dezember 2004 fürchten sie das Wasser und
beobachten das Meer genau. Der Markt für meeresnahe Häuser ist damals
eingebrochen, viele Häuser mit dem Standortmerkmal "Waterfront"
stehen zum Verkauf.
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Schon beim Hurrikan 2003, der am schlimmsten in
der Halifax-Gegend tobte, war das Wasser vom Strand über die flache Düne, die
Fahrstrasse und das Waldstück bis an das Haus von Robert und das Cottage von
Garf geschwappt. Eines Nachts war es laut geworden ums Cottage herum, und der
Schein der Taschenlampe habe sich vor dem Haus gespiegelt, wo sonst Rasen
ist.
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Das Cottage stand als Insel im Wasser der Marsch
hinten und des Atlantiks vorne, und Enten schwammen darum herum. Das war, als
die Düne 11 Meter Tiefe verlor und Coca-Cola-Flaschen aus den 1960er-Jahren
im Dünenrand auftauchten.
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Wie viel seither vom weggespülten Sand zurückkam,
kann man nicht erkennen. Jeden Winter werden die Holzstege und Treppenabgänge
zum Strand in der Länge angepasst; die neue Holzfarbe verrät dies noch im
Sommer. Goldruten, Dünengras und Leguminosen überwachsen beharrlich die
abgebrochenen Dünenränder; nach zwei Jahren ist alles wieder "ganz
normal".
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Ausserdem kann auch eine Vollmondflut mit
nachfolgendem Sturm wie im September 2007 den eben noch glatten sanft
abfallenden kilometerlangen Sandstrand in eine Landschaft aus Abhängen,
Bächen, Seen und Inseln umgestalten.
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Milton
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Garf und seine Geschwister sind in Milton geboren,
einem sehr hübschen kleinen Ort am Mersey River. Ihr Geburtshaus steht noch
rechts beim Dorfeingang am Weiher. Achtzehn Zimmer hat(te) das Haus für die
achtköpfige Familie. Die mittlerweile 93-jährige Mutter hat immer in Milton
gelebt. Robert schaut alle Tage nach ihr. Garf besucht sie im September auch
jeden Tag. Das heutige Haus der Mutter liegt am Fluss. Manchmal kommen
Seehunde so weit den Mersey hinauf, dass man sie vom Haus aus sehen kann. Garf
erzählt vom Schwimmen, Rafting und Eislaufen auf dem Mersey. In seiner
Kindheit und Jugend hat er jedes Gewässer am South Shore durchschwommen, alle
Flüsse und fast jede Meeresbucht.
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In Milton lebt sonst niemand von der Familie. Eine
Schwester von Garf ist in Australien. Ein Bruder wohnt in New Brunswick
allein in einem Waldhaus mit Teich und räuchert selbst geangelte Forellen. Er
war ein erfolgreicher Geschäftsmann mit staatlicher Auszeichnung für
nachhaltige Forstwirtschaft. Die nachhaltige Forstwirtschaft hat nichts mit
Landschaftsschutz oder Sinn für die Schönheit der Wälder zu tun, sie ist
wirtschaftlich begründet. Irving Oil, einer der Grossen im Petrol Business
und Grössten in der Holzwirtschaft, hat Kosten und Ertrag der gängigen
Holzschlagmethoden untersucht: Auf einen brauchbaren Baum, der "à la
canadienne" geschlagen wird, werden 110 Bäume zerstört. Jetzt ist man
bestrebt, den Schaden zu begrenzen und nennt es Nachhaltigkeit. Nein, kein
Sinn für Schönes, meint Romelda über ihren Schwager, und gepflegte Kleidung
für eine Familieneinladung fände er auch übertrieben: "Für Fischsuppe
ziehe ich keine Krawatte an".
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Port Mouton, Sanddüne, Wobamkek Beach |
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Garf ist knapp 70. In seiner Kindheit war Schnee
am South Shore unbekannt, und auch die heute üblichen heftigen Fröste ab
Dezember sind eine neuere klimatische Erscheinung. Was Garf uns zeigen will,
das ist eine Düne mit ganz hellem Sand, es soll der hellste Sand von ganz
Nordost-Amerika sein. Die Düne erhebt sich dort, wo wir sie betreten, hinter
einem Wäldchen und steigt nach kurzem flachen Zugang recht steil an. Sie ist
schwach mit Dünengras befestigt. Der steile Dünenpfad führt hinunter zum
Wobamkek Beach – kilometerweit weisser Sand, blaues Meer, kleine Inseln, ein
Südseeparadies ohne Palmen.
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Die Strandbesucher kommen vor allem von der
anderen Seite daher, vom Carters Beach. Dazu müssen sie den Carter oder
Tripps River (es gibt in den Überlieferungen manchmal mehrere Namen fürs
Gleiche) überqueren, der bei Hochwasser ziemlich viel Wasser führen kann.
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Ihre Picknickausrüstungen tragen sie einen oder
eineinhalb Kilometer an den Ort, an dem wir an den Strand kamen. Wie sie mit
ihren Picknickausrüstungen jeweils wieder durch den Fluss zurückkommen zu
ihren Autos hinter dem Carters Beach, haben wir nicht herausgefunden.
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Das Meerwasser ist glasklar, stachlige Seeigel und
lebendige Sanddollars
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sind darin zu sehen. Wenige abgestorbene weisse
Sanddollars und unzählige Seeigelskelette liegen im Sand. Eine kleine
Halbinsel markiert den Knick zum Carters Beach hin. Nicht weit im Meer
draussen eine winzig kleine Insel, Massacre Island (so benannt, weil Indianer
dort eine ganze Schiffsbesatzung Franzosen massakrierten), mit totem Wald.
Garf sagt, die Bäume stürben an den Exkrementen der Kormorane, die hier eine
Kolonie bilden, und der Graureiher. Über die Bucht hinweg sieht man Port
Mouton mit der neuen Fischfabrik, draussen im Meer die Käfige für die
Seeforellenzucht.
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In Port Mouton und Umgebung haben die Bewohner
Protestschilder vor den Häusern angebracht, weil sie Umweltschäden durch die
Fischzucht befürchten. Der Hafen von Port Mouton ist derzeit der am stärksten
bewirtschaftete Fischereihafen in Nova Scotia. Warum die Fischzucht so tief
in die Bucht verlegt wurde bzw. werden durfte, ist tatsächlich nicht klar.
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Garf erzählt von Schiffswracks. Eine Fähre, die
nach der Überholung in der Werft von Port l'Hébert auf dem Weg zurück nach
Pictou war, ging hier unter. Einige Kriegsschiffe, die in Kriegszeiten aus
Sicherheitsgründen zu nahe der Küste entlang fuhren, scheiterten an den
tückischen Untiefen. Für ein Schiff hatte Garf die Erlaubnis, während eines Jahres
zu tauchen und Schiffsfracht zu heben. Er kann aber nicht tauchen. Ein Arzt,
der es konnte und eine Ausrüstung hatte, war sehr interessiert. Garf fand ihn
aber nicht vertrauenswürdig, und so verfiel die Erlaubnis ungenutzt. Garf
erzählt auch, dass die Düne am Cartes Beach einstmals 80 Fuss hoch war. Heute
ist sie nur noch halb so hoch - sie wurde früher zum "Skifahren"
benutzt.
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Bear Hole |
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Bear Hole, eine breitere Stelle des Broad River,
die man sehr gut vom Highway sehen kann, ist die dritte und letzte Station
von Garf's Sightseeing-Tour. Das Auto lassen wir am Highway stehen und
wandern durch den Wald 300 oder 400 Meter.
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Im Wald lebten früher Indianerfamilien. Der Fluss
ist an der Stelle, an der wir schwimmen sollen, mit weissem Schaum bedeckt,
gesundheitlich unbedenkliches Tannin, wie Garf versichert.
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Wir gucken in die weiss-braune Brühe, aber weil
Garf schon drin ist und Romelda auch keinen Augenblick zögert, da drin
schwimmen zu gehen, machen wir mit.
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Man bleibt gesund dabei! Man muss sich vorsichtig
bewegen, weil im fast undurchsichtigen braunen Wasser (weiter oben fliesst es
über oder durch Torflager) überall Felsen heraufragen. Die Schwimmbewegungen
verwirbeln den Schaum.
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Früher wurde Holz geflözt. Das Flussbett wurde mit
den Steinen verbaut, damit die Holzflöze bremsten und sich an dieser Stelle,
die ja recht nahe beim Eintritt ins Meer ist, fingen. Auf der
gegenüberliegenden Seite sieht man noch einen Biberbau und auch sonst im Wald
immer wieder vom Biber gefällte Bäume. Den Biber hat man eingefangen und
woanders hin gebracht, weil man seine Staudämme nicht will!
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2.
Ausflug am 16. September 2007
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Broad Cove - Petite Riviere |
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Wir machen es so, wie man es hier macht, wenn die
Strecke einen Kilometer übersteigt: Wir fahren mit zwei Autos. Eines bleibt
in Petite Riviere. Zu viert fahren wir im zweiten Auto nach Broad Cove zurück
und beginnen unsere Wanderung dort.
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Wir haben ein kleines "Picknick"
vorbereitet – Riesen-Cashews aus Montreal, Jameson Whisky, Wasser.
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Die Wanderzeit muss sich nach den Gezeiten
richten, weil ein Bach am Weg liegt, der sich halbwegs trocken nur bei Ebbe
durchqueren lässt. Der Weg führt durch den Wald, über groben Schotter am
Wasser entlang und am Schluss über eine Düne. Dort stehen grosse Schilder mit
der Bitte, die fragile Landschaft nicht zu verletzten. Dünen sind nämlich ein
bevorzugter playground von Leuten mit lauten kleinen Strandfahrzeugen, von Leuten
also, deren Aufmerksamkeit der "Piste" gilt und eindeutig nicht den
Schildern.
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Der Wanderweg war früher die Strasse zwischen
Broad Cove und Petite Riviere, als man mit Ochsen- und Pferdekarren,
allenfalls mit einem hochbeinigen Automodell, mit einem Ford T
beispielsweise, unterwegs war. So langsam wie wir laufen, weil es viel zu
sehen gibt und Garf viel zu erzählen weiss und alle unsere Fragen beantworten
kann, brauchen wir über drei Stunden für eine Strecke, die auf der heutigen
Autostrasse 6 Kilometer lang ist.
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In Petite Riviere kommentieren Garf und Romelda
fast jedes Haus – weil sie persönliche Begegnungen mit Bewohnern hatten, weil
das Haus früher jemand aus Garf's Familie gehörte oder weil beim Hurrikan
2003 der Sand vom Meer bis an die Veranda gespült wurde. Neue Granitstelen
säumen die Strasse, es geht das Schreckgespenst um, ein Tsunami in Nova
Scotia sei nur eine Frage der Zeit ...
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3.
Ausflug am 18. September 2007
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Dipper
Creek, The Clam Flats
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Am Lighthouse Route, auf dem Gebiet von Brooklyn,
gibt es meeresseitig eine Stelle, an der man auf einen grünen Teich sehen
kann, in dem schwarze Enten schwimmen. Die Wasserfläche ist geschlossen grün
von an Nährstoffen reichen Wasserlinsen (duck wheat) überzogen, und die Enten
sitzen bewegungslos in diesem grünen Teppich. Wir haben uns oft gefragt, ob
da jemand Lockenten aus Kunststoff befestigt hat. Irgendwann schien uns, dass
es doch gewisse Veränderungen in der Entenbesetzung gibt und die Enten echt
sein müssen. Tatsächlich sind sie sehr echt und überaus wachsam.
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Es sind American Black Ducks, die stark bejagt
werden wegen ihres fein schmeckenden Fleisches. Der Teich ist ihr
Tischleindeckdich, in dem ihre Vorzugsnahrung duck wheat in einer
Schnabellänge Entfernung den ganzen Sommer zum Fressen bereit ist. Wenn die
Enten nicht fressen, dann schlafen sie - im Wasser oder auf morschen im
Wasser schwimmenden Holzstämmen. Garf erklärt, dass man diese Enten im
Gegensatz zu den Sea Ducks nicht vor dem Braten blanchieren muss (eine
Massnahme, um den Trangeschmack loszuwerden) und dass er sie auf
unterschiedliche Arten zubereitet – auf Cape Island-Art (das Rezept im
Originalton findet sich in der Nachgeschichte) oder à l'orange
beispielsweise. Im Vogelführer steht, dass diese Entenart durch Dezimierung
ihrer Habitat und durch Bleivergiftungen schon sehr gefährdet war. Die
Bleivergiftungen kommen davon, dass sie in beliebten Jagdgebieten beim
Fressen zu viel Bleischrot schlucken, weshalb der Vogelführer (teureren)
Stahlschrot empfiehlt.
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Grasränder säumen den Teich, Mischwald ist
nachgewachsen, nachdem das Land hier nicht mehr bewirtschaftet wird. Im
Rücken die Strasse nach Brooklyn und Liverpool, die man sofort vergisst, wenn
man ein paar Schritte ins hohe Gras setzt, um am Teich vorbei den Strand zu
erreichen. Der Teich wird vom Dipper Creek gespeist, der in die Bucht führt -
the Clam Flats, wie die Einheimischen sie wegen der grossen Muschelbänke
nennen. Die Enten haben wir aus ihrem grünen Wasserlinsenbett aufgeschreckt,
sie fliegen alle aufs Meer hinaus. Dort sehen wir sie wieder, nachdem wir
über ein Kieselband an den grobkörnigen Sandstrand gelangt sind. Gegenüber
liegt Fralic Cove, das unser zweites Ausflugsziel sein wird.
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Wir wandern weiter durch ein Stück Wald auf einem
Pfad, der einmal die Strasse nach Brooklyn war. Auf einer Karte aus dem Jahre
1976 mit Daten aus dem Jahre 1974 ist dieser Pfad als ganz normale
Küstenstrasse eingezeichnet.
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Damals lebte hier ein altes Ehepaar, und es stand
ein Wohnhaus mit zwei Nebenhäusern, wo jetzt nur noch Fragmente einer Wand
erkennbar sind und der Brunnen, aus dem ein Baum aufragt.
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Garf kannte die Leute gut. Der Mann sei ein netter
Kerl gewesen, der jeweils seine ganze ausbezahlte Rente vertrank. Als sie alt
waren, sind sie Mitte der 1970er-Jahre nach Brooklyn gezogen und dort
gestorben. Hundert Jahre zuvor hatte hier die Neal-Familie, eine Familie
freigelassener Skaven, gelebt. Garf erklärt uns das alles, während wir aus
dem Wald heraus an einen neuen Strand kommen. Er klettert einen Felsen hinauf
und unter Bäumen hindurch. Mit ausholenden Gesten, wie ein Architekt beim
Beschreiben des künftigen Objekts, erklärt er, wie das hier früher ausgesehen
hat.
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Es sei ein schöner Wohnort gewesen, mit den
Muschelbänken und reichlichem Hummervorkommen im Meer, mit Wald und zwei oder
drei winzigen Stränden, alles sozusagen ganz privat. Rechts um die Ecke ist
die Hafeneinfahrt nach Liverpool.
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Von zwei Schiffsuntergängen in dieser Bucht bzw.
Hafenzufahrt erzählt uns Garf. Ein Schiff ist ganz nahe beim Strand um 1897
untergegangen. Man kennt weder den Namen des Schiffes noch weiss man, warum
es sank und niemand überlebte. Garf kannte den Arzt aus Milton, der die
Totenscheine ausgestellt hatte. Der Arzt hatte berichtet, die Toten seien bis
zur Unkenntlichkeit vestümmelt gewesen. Man hat sie auf dem Friedhof von
Brooklyn bestattet Das andere Schiff ist ein französisches, das 1778
Kriegsmaterial für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an Bord führte.
Das nach dem französischen Marineminister "Duc de Choseral"
benannte Schiff wurde in der Hafeneinfahrt nach Liverpool von einem
englischen Kriegsschiff manövrierunfähig geschossen und sank, nachdem es auf
Felsen aufgelaufen war. Getaucht darf nach den Schiffen nicht werden, es
handle sich hier um meeresarcheologisch wertvolles Gebiet, meint Garf.
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Fralic Cove
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Hier waren wir schon einmal vor einigen Jahren
fast, hatten allerdings statt der Hafenzufahrt die Zufahrt zu einem
Privatgrundstück erwischt. Garf kennt die Leute und die Verwandtschaft und
was alle tun oder taten: Das Privatgrundstück gehört dem Dr. Morash, dessen
Bruder am Lighthouse Route den grossen Hof mit Garten und Ställen unterhält
mit Hunden, Pferden, Hühnern, Enten, Lamas. Der dritte Morash-Bruder (sie
stammen von eingewanderten Hugenotten ab) war früher Mitglied des Kabinetts
der neuschottländischen Regierung.
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In der Fralic Cove standen einstmals Fischerhütten
und eine Fischfabrik, die nie rentierte und um 1955 nach langem Hin und Her
endgültig aufgegeben wurde. Heute erinnert nichts mehr daran. Ein paar Hütten
gibt es noch, zwei Boote liegen am Strand. Eines davon ist ein Rettungsboot.
In der Mitte der Bucht ist ein Boot versenkt; über die Wasserlinie ragen nur
die Spieren von Heck und Bug. Hierin wird Irish Moss aufbewahrt, die
Seetangart, aus der man Verdickungszusätze für Lebensmittel und Kosmetika
bereitet.
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Eagle Head Beach
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Auch hier waren wir schon in der Nähe, aber nie
richtig dort. Eagle Head Beach ist ein breiter Strand mit Sicht übers Meer
zum Eagle Head Warf. Weit draussen glänzen die Köpfe von Seals. Der Wind weht
rau. Der Strand scheint ein bevorzugtes Ziel der hierzulande in den
vergangenen zwölf Monaten geradezu sprunghaft angewachsenen
Hundebesitzerpopulation zu sein. Wir vermuten eine Public Health-Empfehlung
des Provinzgesundheitsdienstes, weil Nova Scotia in Bezug auf Übergewicht und
Fettleibigkeit in Kanada Platz 2 nach Neufundland belegt und weil
epidemiologisch nachgewiesen wurde, dass wenig Bewegung sehr viel besser ist
als gar keine.
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Eagle Head wurde kurz nach Lunenburg als deutsche
Siedlung gegründet, verfügt für hiesige Verhältnisse also über eine sehr,
sehr lange Geschichte.
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Vor der Abreise |
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Winter
2007
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Romelda
berichtet zu Weihnachten: "This year has been a lot colder and more snow
than we have had for the last two to three years. The Bay froze on December 6 - which is very
early. Beach Meadows took a bad hit
with a recent storm (Oct. I think) 15
meter waves - coming in to the parking lot.
Ripped out the Salmon cages.
Did a lot of damage to many roads on the South Shore. Robert has had to remove snow 5 times
already and last year had flowers blooming at this time. What a difference!"
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Nachgeschichte |
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Garf's Entenrezept vom 24.
Dezember 2007
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'"CAPE
ISLAND DUCK DRESSING" Serves
6 Oven
350 3
hours 16
carrots 1
1/2 slices turnip, 1/2 " thick 1
medium parsnip 1
slice bread 1
small onion Put
above through meat chopper or food processor. 2
heaping tablespoons brown sugar 1/2
tsp. salt 1/4
tsp. pepper 3
cups water Mix
all ingredients in a large bowl. Fill
the duck cavity loosly. Put
remaining dressing around duck. Put
in 350F oven for 3 hours, covered for the first 1 1/2 hr. Water
may be added if dressing becomes too dry. Good
with duck, goose, pork, rabbit or chicken Receipt
came from Etta E. Wood who got it from her mother who got it from her mother. We are very happy to send it along to you and hope
you enjoy.
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